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Mensch und künstliche Intelligenz gemeinsam in der Metropole Ruhr

Mit einer millionenschweren Förderung vom Bundesforschungsministerium stellen Partner aus Forschung, Industrie und Transfer im Ruhrgebiet die Weichen für die Arbeitswelt von morgen.

Damit künstliche Intelligenz (KI) die menschliche Arbeit in der Metropole Ruhr künftig noch besser unterstützen kann, startet im April 2021 ein neues Verbundprojekt. Forscherinnen und Forscher erarbeiten darin gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Transfer Methoden, um die KI-Entwicklung konkret an den Fähigkeiten und Bedarfen der Nutzerinnen und Nutzer auszurichten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben mit dem Titel „Kompetenzzentrum HUMAINE – Transfer-Hub der Metropole Ruhr für die humanzentrierte Arbeit mit KI“ im Rahmen des Förderschwerpunkts „Zukunft der Arbeit: Regionale Kompetenzzentren der Arbeitsforschung“ mit rund 8 Millionen Euro für zunächst vier Jahre. Die Ruhr-Universität Bochum koordiniert das Vorhaben, an dem aus der Wissenschaft außerdem die Universität Duisburg-Essen und die Bochumer Hochschule für Gesundheit beteiligt sind.

Mehr Akzeptanz für KI schaffen

Das Projekt bringt Forscherinnen und Forscher aus der Arbeitswissenschaft, der Neuroinformatik, der Ingenieurwissenschaft, Psychologie und Sozialwissenschaft mit Akteuren aus diversen mittelständischen Unternehmen sowie Transferspezialisten im Ruhrgebiet zusammen. Ihr Ziel ist es, Methoden für die Entwicklung künstlicher Intelligenz zu erarbeiten, mit denen die Algorithmen künftig für verschiedene Anwendungsfelder in der Industrie, der Gesundheitswirtschaft und dem Versicherungswesen maßgeschneidert werden können, sodass sie den Menschen in ihrem Arbeitsalltag bestmöglich unterstützen.

„Viele Unternehmen haben Sorge, dass die Einführung von KI im Betrieb auf Ablehnung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stoßen könnte“, erklärt Prof. Dr. Uta Wilkens vom Institut für Arbeitswissenschaft, Projektkoordinatorin von HUMAINE. „Deshalb ist es wichtig, dass mithilfe von KI nachvollziehbare und verlässliche Lösungen entstehen, die den Menschen nicht infrage stellen, sondern Potenziale heben, die ohne diese Technik brachliegen würden.“

Arbeitsbedingungen für Menschen verbessern

Dabei geht es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nicht darum, die menschliche Intelligenz bestmöglich mit KI zu imitieren. Sie sehen menschliche und künstliche Intelligenz vielmehr als komplementär an und wollen die Andersartigkeit der KI nutzen, um Lebens- und Arbeitsbedingungen für den Menschen zu verbessern. Bislang werden KI-Algorithmen häufig von Informatikern entwickelt, ohne dass diesen das Wissen über die konkreten Bedarfe einer Branche zur Verfügung steht. Daher beinhaltet das Projekt HUMAINE verschiedenartige Anwendungsszenarien, in denen KI-Spezialisten mit Praktikern maßgeschneiderte Lösungen für konkrete Fälle entwickeln.

„Ziel ist es, eine KI zu entwickeln, die mit dem Nutzer interagieren kann und die von ihm als willkommene Unterstützung wahrgenommen wird. Dazu gehört vor allem, dass der Nutzer die KI auf einer gewissen Ebene verstehen kann, was durch intuitive Visualisierungen erreicht werden soll, und die Kontrolle über die Vorgänge behält“, so Prof. Dr. Laurenz Wiskott vom Bochumer Institut für Neuroinformatik.

Verschiedene Anwendungsszenarien

In einem Szenario geht es etwa darum, Läsionen im Gehirn, die relevant für die Epilepsie-Therapie sind, anhand von Aufnahmen aus bildgebenden Verfahren computergestützt zu detektieren. In anderen Szenarien soll überprüft werden, ob künstliche Intelligenz beim Beurteilen von KFZ-Schäden für die Erstellung von Schadensgutachten helfen kann. Oder ob die Algorithmen Menschen in der Qualitätssicherung unterstützen können, Abweichungen im Stahl-Produktionsprozess zu finden. Ein weiteres Entwicklungsfeld richtet sich auf die Geschäftsmodellentwicklung für kundenindividuelle industrielle Services. Schließlich geht es auch um die Frage, wie KI die logopädische Behandlung von Sprach- und Sprechstörungen fördern könnte.

Aus den Anwendungsfällen will das HUMAINE-Team allgemeine Methoden zur menschenzentrierten KI-Entwicklung und -Organisationsgestaltung ableiten und auch Möglichkeiten aufzeigen, wie sich die Akzeptanz für KI in Betrieben steigern lässt. In Zukunft findet dabei auch ein Transfer auf weitere Anwendungsfelder wie beispielsweise das Orthopädiehandwerk oder die Bankenbranche statt.

Strukturwandel im Ruhrgebiet mitgestalten

„Der Strukturwandel im Ruhrgebiet ist in vollem Gange, mittlerweile zählt die Region zu einer der gründungsintensivsten Regionen im Bereich der Informationstechnologie Deutschlands“, sagt Uta Wilkens. „Mit HUMAINE wollen wir auch traditionellen Branchen die Chance geben, Wachstumsfelder durch neue Geschäftsmodelle zu erschließen, und so auch der innovativen Start-up-Szene eine Möglichkeit bieten, sich hier anzudocken.“

Nach dem Ende der Projektförderung soll das Kompetenzzentrum verstetigt werden, sodass KI-interessierte Unternehmen und auch Arbeitnehmervertretungen in der Ruhrregion dauerhaft eine Anlaufstelle haben werden. Das Kompetenzzentrum wird beraten, wie KI mitarbeitergerecht in die Arbeit integriert werden kann, und bei der technischen Entwicklung unterstützen. Es soll auf dem Gründer- und Technologiecampus Mark 51°7 in Bochum angesiedelt werden.

„HUMAINE ist ein hervorragender Katalysator für gemeinsame Innovationen zwischen etablierten Unternehmen, Start-ups und Hochschulen. Mit der Konzentration auf die Arbeitswelten passt das Projekt sehr gut zur übergeordneten Transferstrategie der RUB, die neben Technologiethemen auch den Wissenstransfer und die Weiterbildung umfasst“, so Prof. Dr. Andreas Ostendorf, Prorektor für Forschung, Transfer und wissenschaftlichen Nachwuchs der RUB.

Weitere Informationen zum HUMAINE-Projekt finden Sie hier.

Freitag, 9. April 2021

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